„Wir haben fette Jahre. Also teilt! Aber bitte nicht auf facebook.“ Das forderte das Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer(!)-Kabarett bei seinem Benefiz-Auftritt zugunsten der Tafel in Rimbach. Foto: Evangelisches Dekanat Bergstraße, bbiew
„Wir haben fette Jahre. Also teilt! Aber bitte nicht auf facebook.“ Das forderte das Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer(!)-Kabarett bei seinem Benefiz-Auftritt zugunsten der Tafel in Rimbach. Foto: Evangelisches Dekanat Bergstraße, bbiew

Benefiz: Die Tafel Rimbach feiert ihr 10-jähriges Bestehen im ausverkauften Bürgerhaus mit dem Babenhäuser Pfarrerkabarett / Lobende Worte für die ehrenamtlichen Helfer

Odenwälder Zeitung, Mörlenbach. Die Tafel Rimbach feierte im ausverkauften Bürgerhaus in Mörlenbach ihr 10-jähriges Bestehen mit einem zweistündigen Pointen-Gewitter der Extraklasse.

Das „Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer-Kabarett“ warf der „Gemeinde“ seinen heiligen Zorn um die Ohren. Gnadenlos leuchteten die beiden hessischen Schlappmäuler Hans-Joachim Greifenstein und Clajo Herrmann Stärken und Schwächen in den eigenen Reihen aus und geizten am Ende nicht mit Zugaben. Dem Konzept der Tafelbewegung entsprechend sorgte an diesem Abend ein großes Team ehrenamtlicher Helfer für Aufbau, Vorbereitung und Service. Unter der Leitung von Tafel-Koordinatorin Dr. Ute Weber-Schäfer entstand so eine bis ins Detail gelungene Veranstaltung, bei der man nur glückliche Gesichter sah.

Spende der Sparkassen-Stiftung
Glücklich zeigte sich die Leiterin des Diakonischen Werkes, Irene Finger, über die große Publikums-Resonanz und über zwei geistliche Komödianten, die zu Gunsten der Tafel auf ihre Gage verzichten. Große Freude und Dankbarkeit gab es für einen Spendenscheck der Sparkassen-Stiftung Starkenburg über 4000 Euro, den Stiftungsmanagerin Andrea Helm überreichte.
Vom Schirmherrn der Benefizveranstaltung, Landrat Christian Engelhardt, übermittelte Kreisbeigeordnete Diana Stolz beste Wünsche, verbunden mit einem Dank an die große Schar ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer, die die „Institution Tafel“ am Leben halten und damit ein Zeichen gegen die Lebensmittel-Verschwendung setzten.
Nach so viel lobenden Worten durfte gelacht werden, bis die Bauchmuskeln schmerzten. Dafür sorgten Hans-Joachim Greifenstein und Clajo Herrmann, zwei hessische Urgesteine, die vor zwanzig Jahren die Kanzel gegen die Kleinkunstbühne tauschten, wobei der bärtige Greifenstein dem Talar nicht ganz abgeschworen hat. Im Gegensatz zu seinem Vollzeitkabarett-Partner seht er nach wie vor verschiedenen Bergsträßer Gemeinden als Pfarrer zur Verfügung.

Gottes Bodenpersonal
Völlig frei von Satire kann man sich den Vollblut-Komödianten im sonntäglichen Gottesdienst allerdings nicht vorstellen. Muss man auch nicht, denn das Mitglied des Bodenpersonals Gottes betont: „Wenn man in diesem Job keine Witze mehr machen dürfte, wäre das echt zum Heulen“. Und so wetzen die beiden Brüder im Herrn gemeinsam ihre Messer, wenn sie voller Frust den „fortlaufenden Erfolg“ ihrer Kirche beobachten.
Doch gottlob gibt es ihn, den „ökumenischen Phantom-Schmerz“, da es den Katholiken ja noch schlechter geht, ganz zu schweigen von den Parteien. Und dann träumen die beiden von „Krawallheinis“ wie Herbert Wehner. „Wenn so einer mit Alexander Gauland zusammenträfe, dann gnade Gott“. Schade, dass es in der Politik keine Führungs-Persönlichkeiten mehr wie Jesus gibt. „Dem sind sogar die Fischer nachgelaufen“. Faustdick haben es die beiden geistlichen Herrn hinter den Ohren. Dabei ist Greifenstein der Erregungskünstler, der ein Wort-Gewitter nach dem anderen loslässt und dabei die Faust zum Himmel reckt. Er hasst jammernde Pfarrer – „Das ist ja wie Polizisten, die klauen“ -, nennt das nahende Oktoberfest „Massenbierhaltung mit Rudelkotzen“, pfeift auf Gourmetköche, die Handkäs „an Musik“ servieren und verteufelt den Begriff „Vintage“, wenn sich dahinter Jeans mit Löchern für 400 Euro verbergen. Als Hausmeister streift er den grauen Kittel über. Jetzt auch schon 62, geht die Hoffnung dahin, jung zu sterben.
Während Greifenstein den Poltergeist gibt, ist Herrmann der Bedächtigere, der auch mal eine Kunstpause einlegt, ehe er zu philosophieren beginnt: „Gott ist gerecht, er hat die Arschlöcher auf der Erde gleichmäßig verteilt“. Nein – aufregen wie der Kollege will er sich jetzt mit 64 nicht mehr. Da hält er sich lieber an das chinesische Sprichwort: „Setz dich an den Fluss und warte, bis die Leichen deiner Feinde vorbeischwimmen“. Neulich habe einer gefragt, ob er denn noch mal Vater werden möchte. „Och jo, warum net“, habe er geantwortet, „ich muss nachts eh viermol raus“.
Aber was hat es nun mit dem neuen Programm „Kuh ohne Deuter“ auf sich? Ganze 3000 Jahre sind die bibelfesten Spaßvögel dafür zurückgegangen. Damals habe ein ägyptischer Pharao einen gewissen Joseph dazu verdonnert, ihm seine Träume zu deuten. Der erklärte ihm dann die Sache mit den sieben fetten und sieben mageren Kühen. Heute sei das ja alles viel komplizierter, die Kühe sind laktose-intolerant und der Joghurt kommt aus dem 3D-Drucker.
Mit rhythmischem Klatschen dankte das Publikum den beiden sympathischen Lästermäulern, die statt des geistlichen Ornats den Schalk im Nacken tragen. Rav

Quelle: Odenwälder Zeitung (Margit Raven), 09.09.2019
Foto: Evangelisches Dekanat Bergstraße (bbiew)

https://www.wnoz.de/Statt-Ornat-den-Schalk-im-Nacken-d9d7ddaf-ceb5-4810-afb5-5d87532995f1-ds

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