Vor zwanzig Jahren starteten Caritas und Diakonie mit jeweils einer Vollzeitstelle die Seniorenberatung im Kreis Bergstraße
Heute informieren sieben Seniorenberaterinnen beider Träger im Kreis Bergstraße ältere Menschen und ihre Angehörigen zu vielen Fragen, die das Alter mit sich bringt.
Mal ist es die Wohnung, die nicht altersgerecht ist, mal das Ausfüllen der Vorsorgevollmacht und der Patientenverfügung und seit einem Jahr auch Corona – Themen, die bei älteren Menschen Sorgen, Ängste und Fragen aufwerfen. Antworten auf diese sachlichen und auch emotionalen Fragen haben die Seniorenberaterinnen, die kostenlos und trägerneutral den Ratsuchenden unterschiedliche Hilfestellungen aufzeigen. Dank eines guten Hygienekonzeptes musste auf die oft so wichtigen Hausbesuche auch in Zeiten von Corona nicht verzichtet werden. Die älteren Menschen und deren Angehörigen sind sehr dankbar, mit ihren Fragen zum Alter auf offene Ohren zu stoßen und Rat zu erhalten. Über 6000 Beratungen wurden im letzten Jahr von rund 1550 Menschen im Kreis Bergstraße in Anspruch genommen.
Alexandra Mandler-Pohen, die in Heppenheim, Lorsch und Einhausen seit der ersten Stunde diese so wichtige Beratung anbietet und ihr Dienststellenleiter Martin Fraune haben die Anfänge vor zwanzig Jahren mitgestaltet. “Der Landkreis Bergstraße war damals landesweit der erste, der ein fachlich fundiertes Konzept für eine übergreifende Altenhilfe vorgelegt hatte”, so der Caritasmitarbeiter.
Viele Aktionen wurden im Lauf der Jahre auf die Beine gestellt: Seniorentage, Demenztage und Vorträge zu unterschiedlichsten Themen gehören neben der Beratung zur Querschnittsarbeit. Die Beraterinnen kennen die Ängste vieler Menschen, die das Alter mit sich bringt. Wichtig sei es, den Ratsuchenden gut zuzuhören und einfühlsam auf die individuellen Probleme einzugehen. Sei es eine Beratung in Bezug auf die Pflegeversicherung, das Ausfüllen von Pflegegeldanträgen, das Aufsetzen von Widersprüchen gegen ablehnende Bescheide oder die Beratung für an Demenz erkrankte Menschen und deren Angehörige, um nur einige Beispiele zu nennen. Viele ältere Menschen suchten auch Hilfe wegen sozialrechtlicher oder auch psychosozialer Probleme, die beispielsweise durch Vereinsamung entstehen. Die Angst vor Altersarmut, die Ernüchterung von Ratsuchenden, welche gern in eine seniorengerechte Wohnung umziehen würden, dies aber wegen der hohen Mietpreise und eines geringen Renteneinkommens nicht realisieren können, sind weitere wichtige Themen, die bei allen sieben Beraterinnen fast täglich angesprochen werden. Die Entfernung zu den Kindern, der Fachkräftemangel in der Pflege, die Zunahme dementieller Erkrankungen sowie die Zunahme der sozialen Isolierung von alten Menschen, besonders in den ländlichen Regionen des Kreises Bergstraße sind Problemthemen, die es schon immer gab, die sich jedoch im Laufe der Jahre weiter verschärft haben. Aufgrund der veränderten Familiensysteme sieht Tobias Lauer, Leiter des Diakonischen Werk Bergstraße, für die Zukunft eine wichtige Aufgabe der Seniorenberatung auch darin, die Sozialräume und Nachbarschaften noch stärker in den Blick zu nehmen.
Oftmals müssen Beraterinnen auch zwischen den Zeilen lesen, denn hinter mancher Anfrage nach einem Essen auf Rädern könne sich auch ein größerer Hilferuf verstecken. “Wenn die Menschen Vertrauen gefasst haben, dann öffnen sie sich und sagen, was sie sonst noch auf dem Herzen haben. Da die Probleme der Menschen teilweise sehr vielschichtig sind, ist es auch ganz unterschiedlich, wie viele Beratungen jeweils in Anspruch genommen werden”, so Susanne Hagen, die für die Region im Überwald tätig ist. Ihre Kollegin Nadesha Garms hat vor über drei Jahren im Odenwald an der Gründung des Demenznetzwerkes Weschnitztal mitgewirkt. Dies ist eine wichtige Anlaufstelle für Angehörige für an Demenz erkrankte Menschen.
Durch die konfessionsunabhängige und trägerübergreifende Beratung können die Beraterinnen viele Hilfen anbieten. “Wir stellen den Menschen die Angebote vor und sie entscheiden für sich, was sie möchten”, so Beate Weidner-Werle., die in Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim tätig ist.
Finanziert wird das Hilfeangebot zu jeweils 45 Prozent vom Kreis und den beteiligten Kommunen, die restlichen zehn Prozent tragen Caritas und Diakonie aus kirchlichen Zuschüssen.
Gerne hätten die Beraterinnen mit vielen Weggefährt*innen das Jubiläum gefeiert, doch wegen Corona wurden die Feierlichkeiten zweimal verschoben und nun komplett abgesagt.
Seniorenberatung der Wohlfahrtsverbände:
Caritasverband Darmstadt e. V.
Bürstadt, Biblis, Groß-Rohrheim
Beate Weidner-Werle
Tel.: 06206 988970
Heppenheim, Lorsch, Einhausen
Alexandra Mandler-Pohen
Tel.: 06252 990129
Lampertheim
Silvia Rhiem
Tel.: 06206 9513666
Diakonisches Werk Bergstraße
Bensheim, Lautertal, Zwingenberg
Kerstin Biehal und Regina Eichler-Walter
Tel.: 06251 107234 und 06251 107226
Birkenau, Fürth, Mörlenbach, Rimbach
Nadesha Garms
Tel.: 06253 98980
Abtsteinach, Neckarsteinach, Wald-Michelbach
Susanne Hagen
Tel.: 06253 98980 oder 06251 107234
Zahlen, Daten, Fakten:
- 6000 Beratungen wurden in den Seniorenberatungsstellen von Caritas und Diakonie im Jahr 2020 für über 1550 Menschen angeboten.
- Fragen zu Vorsorgereglungen und zur Pflegeversicherung waren die häufigsten Gründe, die Beratungsstellen aufzusuchen, gefolgt von psychosozialen Problemen. Viele Fragen gab es 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie auch zu diesem Thema.
- Menschen ab 60 können dieses Hilfeangebot nutzen, ebenso ihre Angehörigen. 2020 nutzten auch einige über Hundertjährige dieses Angebot.
- Fachübergreifende Beratungen können innerhalb der Trägerangebote schnell eingeleitet werden. Das ist wichtig, denn dementielle Veränderungen und Erkrankungen sowie die Schuldenproblematik älterer Menschen sind zunehmend Themenfelder in der Seniorenberatung.
- Bei Bedarf finden auch in Zeiten von Corona Hausbesuche statt.
Quelle: Caritasverband Darmstadt e. V. & Diakonisches Werk Bergstraße, 18.05.2021
Foto: Caritasverband Darmstadt e. V.